Das Lied der Erde

Hörst Du die Erde singen?

Hörst Du den Herzschlag der Erde?

Wann hast Du Dich das letzte Mal auf die Erde gelegt und ihr gelauscht?

 

Hörst Du die Erde flüstern?

Hörst Du die Stille der Erde?

Wann hast Du Dich das letzte Mal mit Deinem ganzen Bewusstsein in die Stille der Natur begeben?

 

Hörst Du die Liebe der Erde?

Wann hast Du das letzte Mal die nährende Energie der Erde gespürt?

Wann bist Du das letzte Mal durch die Natur gegangen und hast Dich mit den Bergen, Wäldern und Flüssen verbunden gefühlt und Dich auf Deiner Ebene der Bewusstheit erinnert, dass wir unzertrennlich sind, dass alle Wesen eins sind?

 

Hörst Du die Erde rufen?

Hörst Du die Erde weinen?

Hörst Du das Leid der Erde?

Hörst Du die Erde grollen und wüten?

Hörst Du den Schrei der Erde?

Wann hast Du das letzte Mal die Wunden der Erde betrauert?

Klimawandel, Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Hitzewellen, Waldbrände, von Menschen herbei geführte Katastrophen, Kriege mit ihren Zerstörungen, Gifte in unserer Umwelt und unserer Nahrung, Artensterben…  verändern nicht nur das Antlitz der Erde, sondern haben auch Auswirkungen auf unsere Psyche und Gesundheit. Heute behandeln Psychiater:innen immer häufiger Menschen, die um den Verlust der gesunden Natur und Erde trauern. Diese wird als ökologoscher Trauer bezeichnet. Im Gesundheitssektor wird dieser Seelenschmerz als Solastalgie benannt.

 

Von den Wunden der Erde, die betrauert werden wollen, spricht Trauerbegleiterin Irmgard Häussermann in ihrem Buch „Ökotrauer“ (Ökotrauer: Ermutigung zur Spurensuche, 2017). Erstmals habe ich 1995 in meiner Ausbildung zur Trauerbegleiterin bei dem Psychologen und Trauerexperten Jorgos Cancakis von Ökotrauer gehört.
 

Doch was hilft uns, um die Wunden der Erde zu trauern. Wie können wir das machen?

Neben meiner Trauerausbildung habe ich viele Anregungen aus der Tiefenökologie bekommen. Die Tiefenökologie betrachtet die Erde als lebendiges Wesen und geht von der Verbundenheit aller Lebewesen im Netz des Lebens aus.

Wir als Menschen sind in den Naturkreisläufen sowie in den Rhythmus des Werden und Vergehens eingebettet wie alles um uns herum.  In indigenen Völkern werden die Menschen als Kinder von Mutter Erde betrachtet und gleichzeitig auch als Hüter:innen der Erde. Hüter:innen der Erde dienen der Erde und der ganzen Schöpfung zum höchsten Wohle der Natur. Aus meiner Sicht geht es zunächst darum, die Verbindung zu unserer Erde und allen Lebewesen zu erinnern und wieder zu spüren, uns als Kinder und auch als Hüter:innen wahrzunehmen.

 

In dem Seminar "Lied der Erde" machen wir uns gemeinsam auf den Weg. Im Liebeslied erinnern und sprüen wir unsere Liebe und Verbundenheit zur Erde und Natur sowie allen Lebenwesen. Im Klagegesang bringen wir unsere ökologische Trauer zum Ausdruck und im Wiegenlied entwickeln wir Ideen für unsere Aufgabe als Hüter:innen der Erde. 

 

Wir haben nur diese eine Erde – ohne sie können wir nicht leben. Das, was wir ihr antun, tun wir letztlich uns selber an. Doch wir sind der Zerstörung der Erde nicht hilflos ausgeliefert. Wenn wir uns mit ihr verbinden und in Beziehung gehen, können wir im gegenwärtigen Moment immer segensreiche Gedanken, Gefühle und Taten für die Erde unsere Um- und Mitwelt und uns selber umsetzen.

 

Lasst uns das Lied der Erde hören und einen gemeinsamen Gesang anstimmen!

 

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